Autor: Reiner Werner Fassbinder
Petra von Kant, eine erfolgreiche Modeschöpferin in Bremen, lebt zusammen mit ihrer sklavischen Dienerin Marlene in einem geräumigen Appartement. Ihr erster Mann ist verunglückt, von ihm hat sie eine Tochter Gabriele, von ihrem zweiten hat sie sich scheiden lassen. Sie verliebt sich leidenschaftlich in das Mädchen Karin Thimm und versucht sie mit dem Versprechen, ein Top-Mannequin aus ihr zu machen, an sich zu binden. Karin zieht bei Petra ein und geniesst den Luxus. Aber sie will sich nicht den absoluten Besitzansprüchen der Geliebten unterwerfen. Als Karins Mann unerwartet zurückkehrt, verlässt sie Petra. Diese verzweifelt und leidet exzessive Qualen.
Presse
Christoph Lennert, Rüsselsheimer Echo, 29.12.1987:
Das Auffälligste an der Gustavsburger Inszenierung ist die Fähigkeit, aus diesen Figuren Menschen werden zu lassen.
Die Vorlage kann zu einer Inszenierung verleiten, die dem Publikum etwas zu lachen gibt – die die „anderen“ vorzeigt, nicht aber daran erinnert, dass hier auch zutiefst menschliche Verhaltensweisen und Sehnsüchte auf die Bühne gebracht werden. Wie in Gustavsburg gespielt wird, das lässt die Gefahr nicht aufkommen. Schirrmacher und seine Schauspielerinnen entrinnen ihr durchgängig.
Thomas Peifer: Mainzer Rheinzeitung:
Die Gefahr ist groß, dass sich ein Theaterstück, das sich so dicht am Rande des Sozialkitsches bewegt, in eine Wiederaufbereitung von Klischees abstürzt. Die Leistungen der Schauspielerinnen aus der Theaterwerkstatt Mainz, mit denen Schirrmacher die Produktion erarbeitete, bewahren „Petra von Kant“ vor diesem Schicksal. Sie schaffen es, Fassbinders vielsagende Kunstfiguren lebendige, persönliche Konturen zu geben.
Wolfgang Wenzel, Allgemeine Zeitung Mainz:
Bei dieser Premiere dürfte wohl endgültig die Geburtsstunde eines kommunalen Theaters geschlagen haben. Wenn die Gemeinde schon über ein „Burgtheater“ verfügt, dann muss der Name des Ensembles IGNOUS sein. Die rührige Theatertruppe mit ihrem Regisseur Jürgen D. Schirrmacher brachte metropolitanen Wind in die Kulturprovinz Gustavsburg
Was das neu zusammengestellte Ensemble zustande brachte, signalisiert einen Sprung nach vorne. Die IGNOUS-Regie darf sich zugute halten, ein Ensemble zusammengestellt zu haben, bei dem die Rollen den Darstellern wie ins Gesicht geschrieben stehen.